Ein Baum verleiht dem Garten Charakter und spendet wohltuenden Schatten. Damit er gesund bleibt und seine Wuchsform sowie Größe im Zaum gehalten werden, ist ein regelmäßiger, gezielter Baumschnitt unerlässlich. Ohne Pflege können kranke, alte oder störende Äste den Baum nicht nur schwächen, sondern auch zur Gefahr für Mensch und Umgebung werden. Bei Obstbäumen steigert ein guter Schnitt zudem die Erntequalität: Sie tragen reichlicher und entwickeln größere, schmackhaftere Früchte. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für den Schnitt und welches Werkzeug eignet sich am besten? Hier finden Sie die wichtigsten Antworten.
Warum und wann sollte ein Baum geschnitten werden?
Ein regelmäßiger Schnitt hilft dem Baum, seine Kräfte effizient zu nutzen. Wenn Totholz und erkrankte Äste entfernt werden, bleibt die Nährstoffversorgung auf vitale Bereiche konzentriert. Gleichzeitig verbessert sich die Belüftung und das Sonnenlicht erreicht die unteren Äste besser. Besonders Obstbäume müssen regelmäßig ausgedünnt werden, um große und schmackhafte Früchte zu tragen.
Zeitpunkt für den Baumschnitt
Der ideale Zeitpunkt für den Baumschnitt ist der Spätwinter, wenn der Baum in der Ruhephase ist. Im Sommer empfiehlt sich ein Auslichtungsschnitt, um zu dichte Kronen zu öffnen. Bei Obstbäumen verhindert ein Sommerschnitt außerdem übermäßiges Wachstum neuer Triebe. Ein regelmäßiger Auslichtungsschnitt sorgt für eine bessere Luftzirkulation und verringert die Gefahr von Pilzbefall. Besonders wichtig ist das Entfernen von sogenannten Wasserschossen (Wassertrieben) – das sind steil nach oben wachsende Triebe, die den Baum unnötig belasten.
Das richtige Werkzeug für den Baumschnitt
Um den Baum nicht zu verletzen, sind hochwertige und scharfe Werkzeuge wichtig. Für dünne Äste reicht eine Gartenschere, während dickere Äste eine Astschere oder Handsäge erfordern. Besonders große Äste können mit einer Kettensäge entfernt werden. Dabei gibt es zwei Typen: Elektrokettensägen sind leicht und ideal für den Hausgebrauch, während Motor-Kettensägen leistungsstärker sind und sich für das Fällen und Zerkleinern von Bäumen eignen.
Sicherheitstipps:
- Schutzkleidung wie Handschuhe, Schutzbrille und Gehörschutz verwenden.
- Arbeiten Sie nur auf einem stabilen Untergrund.
- Stabile und passende Leitern verwenden.
- Kettensägen nie allein bedienen und Sicherheitsabstände einhalten.
Schnitttechniken und Pflege nach dem Schnitt
Für schöne und gesunde Bäume und Sträucher ist neben dem richtigen Zeitpunkt, vor allem die Schnitttechnik wesentlich, um den Baum möglichst wenig zu belasten und den gewünschten Wuchs zu fördern. Schneiden Sie direkt am Astring – das ist der leicht verdickte Bereich zwischen Ast und Stamm. Zu lange Stummel können abfaulen und werden zur Angriffsfläche für Keime und Krankheiten. Dicke Äste werden in mehreren Schritten entfernt: Zunächst schneidet man von unten ein Stück ein und setzt dann den finalen Schnitt von oben an, um ein Abreißen der Rinde zu verhindern.
Wundverschluss beim Baumschnitt – Ein hartnäckiger Irrglaube
Viele Gartenbesitzer greifen nach dem Baumschnitt zu Wundverschlussmitteln, um den Baum vor Infektionen und Fäulnis zu schützen. Diese Praxis basiert auf veralteten Erkenntnissen aus der Zeit vor den 1980er-Jahren. Neuere Forschungen, insbesondere von Alex Shigo, zeigen jedoch, dass solche Mittel mehr schaden als nützen. Ein Baum besitzt natürliche Abwehrmechanismen und schottet verletzte Stellen durch sogenannte „Abschottung“ selbst ab. Wundverschlussmittel können diese Prozesse stören und sogar das Risiko von Fäulnis erhöhen. Ein sauberer Schnitt zur richtigen Zeit ist weitaus wichtiger für die Heilung als künstliche Versiegelung.
Ein gut gepflegter Baum bleibt über viele Jahre gesund und robust. Mit dem passenden Werkzeug und etwas Übung wird der Baumschnitt zu einer wichtigen und lohnenden Aufgabe für jeden Gartenbesitzer.
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