Silikat-Fassadenfarbe im Test: Mineralisch auf mineralisch mit System

10.06.2025 | Einrichten, Renovieren

Silikat-Fassadenfarbe im Test: Mineralisch auf mineralisch mit System

10.06.2025 | Einrichten, Renovieren

Wer die Fassade seines Hauses neu streichen möchte, steht schnell vor einer grundlegenden Entscheidung: Silikatfarbe oder Dispersionsfarbe? Beide Varianten haben ihre Berechtigung, unterscheiden sich jedoch deutlich in Zusammensetzung, Eigenschaften und Einsatzgebieten. Ein genauer Blick lohnt sich – insbesondere, wenn es um Haltbarkeit, Umweltverträglichkeit und den Schutz der Bausubstanz geht.

Zusammensetzung und Bindemittel

Silikatfarben sind mineralische Farben, deren Bindemittel aus Kaliwasserglas (flüssigem Glas) besteht. Dieses reagiert chemisch mit dem mineralischen Untergrund (z. B. Putz, Beton oder Naturstein) und geht eine sogenannte Verkieselung ein – eine feste, unlösbare Verbindung zwischen Farbe und Untergrund.

Dispersionsfarben hingegen basieren auf organischen Kunstharzen als Bindemittel. Die Farbschicht legt sich wie ein Film auf die Oberfläche, anstatt sich chemisch zu verbinden. Dadurch sind sie universeller einsetzbar, auch auf nicht-mineralischen Untergründen.

Diffusionsoffenheit und Feuchteregulierung

Ein entscheidender Vorteil der Silikatfarbe liegt in ihrer hohen Diffusionsoffenheit. Sie lässt Wasserdampf aus der Bausubstanz entweichen, verhindert so Feuchtigkeitsstau und mindert das Risiko von Schimmelbildung. Die Fassade kann „atmen“, was insbesondere bei Altbauten oder denkmalgeschützten Gebäuden von großer Bedeutung ist.

Dispersionsfarben sind weniger diffusionsoffen, bieten dafür jedoch eine höhere Wasserabweisung. Sie eignen sich gut für Fassaden, die stark der Witterung ausgesetzt sind, solange die Bausubstanz trocken und intakt ist.

Beständigkeit und Wartungsaufwand

Richtig verarbeitet, gilt Silikatfarbe als extrem langlebig. Sie ist UV-beständig, kreidet kaum und behält ihre Farbbrillanz über viele Jahre. Zudem bildet sie keine Nahrungsgrundlage für Algen oder Pilze – ein klarer Pluspunkt bei feuchten Standorten.

Dispersionsfarben müssen in der Regel häufiger erneuert werden. Zwar gibt es auch hochwertige Produkte mit langer Haltbarkeit, doch durch den organischen Anteil altern sie schneller und neigen unter UV-Einfluss zum Verspröden.

Verarbeitung und Untergrund

Bei der Verarbeitung zeigt sich ein deutlicher Unterschied: Silikatfarbe ist anspruchsvoller. Sie darf nur auf mineralischen Untergründen verwendet werden, und die Verarbeitung erfordert Erfahrung, da falsches Mischen oder Auftragen leicht zu Flecken oder Haftungsproblemen führen kann.

Dispersionsfarben sind dagegen einfacher zu verarbeiten und auf fast allen Untergründen einsetzbar – von Putz über Holz bis hin zu alten Farbanstrichen. Das macht sie zur praktischen Lösung für viele Renovierungsprojekte.

Umweltaspekte

Silikatfarben bestehen überwiegend aus natürlichen, anorganischen Rohstoffen, enthalten keine Weichmacher oder Lösungsmittel und sind damit besonders umweltfreundlich. Dispersionsfarben enthalten in der Regel Kunstharze auf Erdölbasis, was sie weniger nachhaltig macht – auch wenn moderne Produkte zunehmend auf emissionsarme Rezepturen setzen.

Einsatz entscheidet über die richtige Wahl

Es gibt keine pauschal „bessere“ Fassadenfarbe – die Rahmenbedingungen des Gebäudes sind ausschlaggebend.

  • Silikatfarben sind ideal für mineralische Untergründe, historische Gebäude und alle, die auf Langlebigkeit und Umweltverträglichkeit Wert legen.
  • Dispersionsfarben punkten mit leichter Verarbeitung, breiter Anwendbarkeit und einem gleichmäßigeren Anstrichbild auf unterschiedlichsten Flächen.

Wer langfristig denkt und eine mineralische Fassade schützen will, liegt mit Silikatfarbe richtig. Wer dagegen eine unkomplizierte Lösung für eine moderne Hausfassade sucht, ist mit Dispersionsfarbe gut beraten.

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