Heute wird Ton in der Bauindustrie wieder wertgeschätzt. Seine positiven Eigenschaften in puncto Ökologie und Klimaeffizienz sowie verfeinerte Methoden zur Raffinierung, um die Kennzahlen von verarbeitetem Ton zu verbessern, haben viele Entscheidungsträger überzeugt. Grundlegende Vorteile von Ton als Baustoff sind die Formbarkeit, Wärmespeicherung, Feuchtigkeitsregulierung, Tragfähigkeit und Schadstoffbindung.
Definition von Ton
Ton ist ein Zersetzungsprodukt von Feldspat, einer Mineraliengruppe, die aus Verbindungen von Aluminium und Silizium besteht, die in einem Kristallgitter angeordnet sind. Da Ton äußerst anfällig für die Zersetzung durch Wasser ist, lässt sich das unverfestigte Sedimentgestein vor allem in Gewässerbereichen mit geringen Fließbewegungen finden.
Die Zersetzung ist eine wichtige Ursache für die äußerst feine Körnung von Ton. So liegt die Größe der einzelnen Mineralpartikel bei unter 0,002 mm, was den Baustoff kleiner als Schluff (0,002−0,062 mm) und Sand (0,063 und 2 mm) macht. Dies erklärt die ausgezeichnete Formbarkeit von Ton in Verbindung mit Wasser. Nach dem Brennen wird Ton hingegen hart und behält seine Form. Mit einer Tonmühle für die Vermahlung von Ton können Anwender den Körnungsgrad von Ton bestimmen, um nach der Herstellung das gewünschte Baumaterial zu gewinnen.
Historische Verwendung
Schon die Ägypter und Römer stellten im Altertum und in der Antike kolossale Bauwerke auf Grundlage von Ton her. So zierten gebrannte Ziegel in Ägypten die Dächer von Tempeln und Palastanlagen, während die Römer mit ihrem speziell entwickelten Beton ihre Aquädukte, Thermen, Theater und Insulae quer durch Europa errichteten. Ihr Epochen überdauernder Bestand ist ein Wesensmerkmal ihrer Baukunst.
Historische Branchen wie die Keramik, Porzellanindustrie, das Kunsthandwerk, die Ziegelbrennerei und die Klinkerherstellung basieren auf dem in reichen Mengen vorkommenden Baustoff. Ein anderer wichtiger Baustoff, Lehm, verdankt seine Erfindung dem Ton, da Lehm neben Schluff und Sand aus diesem Material besteht.
Einsatz von Ton in der Bauindustrie
Neben der Herstellung von Ziegeln und Klinkern lassen sich auf Basis von gebranntem Ton auch Fliesen, Pflastersteine, Ziegel und Rohrleitungen im Gebäude herstellen. Mit Lehmputz können Bauunternehmer die Eigenschaften von Fassaden verbessern, indem unter anderem die Feuchtigkeitsregulation und die Beständigkeit verbessert werden, während Stampflehm zur Stabilität und Wärmedämmung beiträgt. Blähton eignet sich wiederum wunderbar als Dämmstoff, während Kunsthandwerker aufgrund der Plastizität von Ton einen weiten Spielraum haben, um ein Gebäude mit herrlichen Dekorationen und Kunstelementen wohnlich zu machen.
Fortschrittliche Veredelungstechniken
Die Art des Tons wie Kaolin, Pfeifenerde und Bentonit, sein Mahlgrad, seine Farbe, aber auch die verfeinerten Verarbeitungstechniken bieten Bauunternehmen viele Möglichkeiten, auf die Kennzahlen von Ton Einfluss zu nehmen, um die Gebäude weiter aufzuwerten oder nach dem Geschmack der Zielgruppen zu gestalten. Einige prägnante Beispiele veranschaulichen dies:
- Zugabe von Magerungsmitteln: reduziert Schwindung
- Zugabe von Sand: erhöht Plastizität und Wasserdurchlässigkeit
- Zugabe von Pflanzenfasern: verbessert Wärmedämmung, reduziert Rissbildung
- Zugabe von Perlit/Vermiculit: reduziert Gewicht, verbessert Wärmedämmung
- Zugabe von Nanopartikeln: für einen Selbstreinigungseffekt
- hydrothermale Härtung: erhöht Dichte, reduziert Wasseraufnahme, verbessert Beständigkeit
- Geopolymerisation: verbessert Energieeffizienz
Die Vorteile von Ton als Baustoff
Neben seiner plastischen Formbarkeit, die eine vielfältige und kleinteilige Verwendung zulässt, besticht das Baumaterial durch seine Wärmedämmung und trägt damit zu einer positiven Klimabilanz von Gebäuden bei. Ebenso dämmt Ton den Schall und besitzt die Fähigkeit der Klimaregulation, da das Material im Winter Wärme speichert und im Sommer durch Verdunstung den Innenraum kühlt. Da der Stoff Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben kann, beugt er im Haus der Schimmelbildung vor und fungiert als natürliche Klimaanlage. Während Ton frei von Schadstoffen ist, kann er Schadstoffe binden und damit die Konzentration von Feinstaub reduzieren.
Ton ist durch seinen Reichtum nahezu unerschöpflich und fördert damit kurze Transportwege. Zugleich kann das Material problemlos recycelt werden. Seine facettenreiche Färbung, die ihre Ursache in unterschiedlichen mineralischen Zusammensetzungen sowie einer natürlichen Oberflächenveredlung hat, bietet einen hohen optischen Mehrwert, zumal Ton mit seinem warmen Grundton für Gemütlichkeit sorgt. Als schadstofffreies Naturprodukt ist Ton für Allergiker gut verträglich, während gebrannter Ton feuerfest ist und der Brandgefahr entgegenwirkt. Die aufgeführten historischen Beispiele zeugen von der Langlebigkeit von Bauwerken mit Ton-Bestandteilen.