Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist zuletzt deutlich gestiegen. Besonders stark betroffen ist das Baugewerbe: Rund 20 Prozent aller Insolvenzen entfallen aktuell auf diese Branche. Das geht aus einer Analyse aktueller Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Bauinsolvenzen im ersten Quartal 2025 um etwa 28 Prozent gestiegen – ein deutlicher Hinweis auf die anhaltenden strukturellen und konjunkturellen Herausforderungen der Branche.
Insgesamt verzeichnete das Baugewerbe zwischen Januar und März mehr als 1.000 Insolvenzen. Damit liegt die Branche deutlich über dem Durchschnitt anderer Wirtschaftsbereiche. Die aktuelle Entwicklung reiht sich ein in eine länger anhaltende Krisenstimmung im Bauwesen, die durch steigende Zinsen, hohe Materialpreise und eine rückläufige Nachfrage geprägt ist.
Gründe für die Insolvenzwelle
Mehrere Faktoren wirken sich derzeit belastend auf die wirtschaftliche Lage vieler Bauunternehmen aus. Gestiegene Finanzierungskosten infolge der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank treffen Bauträger und Handwerksbetriebe gleichermaßen. Gleichzeitig sind die Baukosten weiterhin auf einem hohen Niveau, während die Nachfrage – insbesondere im Wohnungsbau – deutlich zurückgegangen ist.
Die Zurückhaltung privater Bauherren, Investoren und Projektentwickler erschwert es vielen Unternehmen, ihre Auftragsbücher zu füllen. Auch öffentliche Bauprojekte können die entstandene Lücke bislang nicht kompensieren. Verschärft wird die Lage durch Lieferengpässe und die zunehmende Bürokratie bei Bauvorhaben.
Kleine und mittlere Betriebe besonders gefährdet
Besonders stark betroffen sind kleine und mittlere Unternehmen, die über weniger finanzielle Rücklagen und geringere Anpassungskapazitäten verfügen. Viele dieser Betriebe geraten bei sinkender Auftragslage schnell in Liquiditätsschwierigkeiten. Die Folge ist ein Anstieg an Insolvenzanträgen, der sich nach Einschätzung von Branchenbeobachtern in den kommenden Monaten noch verstärken könnte.
Auch die Bauhilfsgewerke wie Gerüstbauer, Dachdecker oder Trockenbauer sind zunehmend betroffen. Diese Betriebe stehen häufig am Ende der Wertschöpfungskette und bekommen die Auftragsflaute verzögert, aber dafür umso heftiger zu spüren.
Weiterer Anstieg der Insolvenzen nicht ausgeschlossen
Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleibt die Lage im Baugewerbe angespannt. Die Kombination aus gestiegenen Finanzierungskosten, schleppender Nachfrage und ausbleibenden Investitionen wirkt sich weiterhin negativ auf die Geschäftsentwicklung vieler Unternehmen aus.
Marktanalysten gehen davon aus, dass sich die Insolvenzdynamik im Bauwesen auch im weiteren Jahresverlauf fortsetzen könnte. Ohne gezielte Impulse zur Belebung des Wohnungsbaus sowie zur Entlastung der Unternehmen von regulatorischen Hürden dürfte es für viele Betriebe schwierig bleiben, wirtschaftlich stabil zu agieren.