Die Bauwirtschaft gilt als Rohstoffschwergewicht: Über 50 % des Abfallaufkommens in Deutschland stammt aus dem Bau- und Rückbaubereich. Dennoch wird nur ein Bruchteil der Materialien hochwertig wiederverwertet. Der Übergang zur echten Kreislaufwirtschaft steckt im Bauwesen noch in den Kinderschuhen – trotz technischer Möglichkeiten.
Hürden bei Planung und Genehmigung
Viele Recyclingmaterialien sind zwar bautechnisch geeignet, scheitern aber an normativen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Oft fehlen bauaufsichtliche Zulassungen oder verlässliche Qualitätsnachweise. Auch Versicherungsfragen und Haftungsrisiken schrecken Planer und Bauherren ab.
Rückbau statt Abriss
Ein zentraler Baustein der Kreislaufwirtschaft ist der selektive Rückbau. Statt Gebäude einfach abzureißen, wird sortenrein demontiert, um Materialien wie Ziegel, Holz oder Stahl wiederverwertbar zu machen. Dazu braucht es jedoch Zeit, Know-how und logistische Planung.
Materialpässe und digitale Zwillinge
Die Dokumentation von Baustoffen über den Lebenszyklus hinweg ist Grundvoraussetzung für spätere Wiederverwertung. Materialpässe, Bauteilkataloge oder digitale Gebäudemodelle (BIM) können künftig helfen, Gebäude als Rohstofflager zu betrachten – und systematisch rückzubauen.
Wirtschaftliche Anreize fehlen
Der Einsatz von Recyclingmaterialien ist häufig nicht wirtschaftlich – vor allem im Vergleich zu günstigen Primärrohstoffen. Ohne gezielte Förderinstrumente oder rechtliche Vorgaben bleiben viele zirkuläre Ansätze im Nischenstatus.