Selbst zu bauen oder zu renovieren, liegt im Trend. Viele Hausbesitzer und Bauherren möchten Kosten sparen, eigene Ideen umsetzen und den Fortschritt ihres Projekts hautnah miterleben. Der Gedanke, mit eigenen Händen am eigenen Haus zu arbeiten, ist verlockend – doch nicht jede Tätigkeit darf oder sollte in Eigenleistung ausgeführt werden. Zwischen zulässiger Eigenarbeit und rechtlichen Grenzen liegt oft ein schmaler Grat, der gut verstanden sein will.
Eigenleistung: Wo Heimwerker wirklich aktiv werden dürfen
Grundsätzlich dürfen Bauherren an ihrem eigenen Haus viele Arbeiten selbst übernehmen. Typische Tätigkeiten, die im Rahmen der sogenannten Eigenleistung erlaubt sind, betreffen vor allem den Innenausbau und handwerklich einfache Arbeiten. Dazu zählen beispielsweise:
- Maler- und Tapezierarbeiten
- Verlegen von Laminat, Parkett oder Fliesen
- Trockenbau und Innenverkleidungen
- Dämmarbeiten in nichttragenden Bereichen
- Einbau von Türen und Bodenleisten
Auch die Gestaltung des Gartens, Pflasterarbeiten oder kleinere Maurerarbeiten im Außenbereich können Bauherren in der Regel selbst übernehmen. Wichtig ist dabei, dass die Arbeiten fachgerecht und sicher ausgeführt werden. Fehlerhafte Eigenleistungen können nicht nur die Bauqualität mindern, sondern auch spätere Schäden und hohe Folgekosten verursachen.
Arbeiten mit Fachpflicht: Wo Profis ranmüssen
Nicht alles, was technisch machbar erscheint, ist auch rechtlich erlaubt. Bestimmte Gewerke unterliegen strengen Vorschriften und Fachpflichten, um die Sicherheit von Personen und Gebäuden zu gewährleisten. Dazu gehören insbesondere:
- Elektroinstallationen: Arbeiten an der elektrischen Anlage dürfen nur von Fachbetrieben mit Zulassung durch den Netzbetreiber ausgeführt werden. Falsch installierte Leitungen oder Steckdosen stellen ein erhebliches Brand- und Unfallrisiko dar.
- Gas- und Heizungsinstallationen: Auch hier gilt eine klare Fachpflicht. Nur zugelassene Installateure dürfen an Gasleitungen oder Heizsystemen arbeiten.
- Statische Bauteile: Eingriffe in tragende Wände, Decken oder Stützen dürfen ausschließlich von Fachleuten nach statischer Berechnung vorgenommen werden.
- Dacharbeiten: Besonders bei Steildächern ist nicht nur das Fachwissen, sondern auch die Arbeitssicherheit entscheidend. Absturzgefahr und Undichtigkeiten machen solche Arbeiten riskant.
Für Bauherren bedeutet das: Wer an sicherheitsrelevanten oder genehmigungspflichtigen Bereichen arbeitet, trägt die volle Verantwortung. Kommt es zu einem Schaden, kann das gravierende Folgen haben – auch im Hinblick auf Haftung und Versicherung.
Versicherung und Gewährleistung: Was bei Eigenleistung zu beachten ist
Ein wichtiger Punkt beim Selberbauen ist die Absicherung. Wer Eigenleistungen erbringt, sollte unbedingt prüfen, welche Versicherungen greifen. Eine Bauherren-Haftpflichtversicherung ist Pflicht – sie schützt vor Ansprüchen, wenn Dritte auf der Baustelle zu Schaden kommen.
Für die eigene Arbeit besteht allerdings kein automatischer Versicherungsschutz. Wenn Sie sich selbst verletzen, greift die Bauherren-Haftpflicht nicht. Wer regelmäßig Helfer einsetzt – etwa Freunde oder Familie – sollte diese bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) anmelden. Nur dann besteht ein gesetzlicher Unfallversicherungsschutz für freiwillige Helfer.
Auch die Gewährleistungspflicht spielt eine Rolle: Bei Arbeiten durch Fachbetriebe haftet das Unternehmen für Mängel. Eigenleistungen hingegen liegen vollständig in der Verantwortung des Bauherrn. Entstehen später Schäden, können sie weder auf Handwerker noch auf Versicherungen abgewälzt werden.
Finanzierung und Nachweis der Eigenleistung
Viele Bauherren kalkulieren Eigenleistungen als „Muskelhypothek“ in ihre Baufinanzierung ein. Banken erkennen solche Eigenarbeiten teilweise als Eigenkapitalersatz an – meist jedoch nur, wenn sie realistisch bewertet und fachlich nachvollziehbar sind.
Üblicherweise setzen Banken voraus, dass der Bauherr handwerkliche Erfahrung besitzt oder nachweisen kann, wie die Arbeiten ausgeführt werden. Überzogene Erwartungen – etwa mehrere zehntausend Euro Einsparung durch Eigenleistung – werden meist nicht akzeptiert. Zudem müssen Materialkosten und mögliche Nacharbeiten berücksichtigt werden, um eine verlässliche Kalkulation zu erhalten.
Sicherheit geht vor
So verlockend es sein mag, selbst zur Bohrmaschine oder Kelle zu greifen: Sicherheit hat immer Vorrang. Bauherren sollten nie Arbeiten übernehmen, für die ihnen das Know-how, das Werkzeug oder die Sicherheitsausrüstung fehlt.
Besonders wichtig ist der Schutz vor Absturz, Stromschlägen und Staubbelastung. Baustellenverordnungen und Arbeitsschutzvorschriften gelten auch für Privatpersonen, wenn sie selbst bauen oder Helfer einsetzen. Helme, Schutzbrillen, Handschuhe und sichere Gerüste sind kein Luxus, sondern Pflicht.
Wann sich Eigenleistung lohnt
Richtig eingesetzt kann Eigenarbeit erhebliche Kosten sparen – oft mehrere Tausend Euro. Voraussetzung ist jedoch eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und eine gute Planung. Wer handwerklich geschickt ist und ausreichend Zeit einplant, kann beim Innenausbau oder bei Gartenarbeiten durchaus viel erreichen.
Zudem ist Eigenleistung oft ein emotionaler Gewinn: Wer selbst an seinem Haus mitarbeitet, identifiziert sich stärker mit dem eigenen Zuhause. Dennoch sollte die Freude am Selbermachen nicht dazu führen, die Sicherheit oder Qualität zu gefährden.
Bauen in Eigenregie ist eine reizvolle Möglichkeit, aktiv am eigenen Haus mitzuwirken. Doch wer selbst Hand anlegt, muss wissen, wo die Grenzen liegen – rechtlich, technisch und persönlich. Fachbetriebe sind dort unverzichtbar, wo Sicherheit und Gewährleistung eine Rolle spielen.
Die Mischung macht den Unterschied: Eigenleistung in unkritischen Bereichen kombiniert mit professioneller Unterstützung bei anspruchsvollen Gewerken ist meist der beste Weg. So entsteht ein Haus, das nicht nur mit Herzblut, sondern auch mit Verstand gebaut ist – sicher, wertbeständig und regelkonform.







