Klimapositives Bauen – Gebäude als aktive Beiträge zum Klimaschutz

09.05.2023 | Bauen

Nachhaltiges Bauen ist ein wichtiger Aspekt des Klimaschutzes, da der Gebäudesektor einen erheblichen Anteil an den CO₂-Emissionen in Deutschland ausmacht. Mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG) soll der Niedrigstenergiegebäudestandard eingeführt werden, um die Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen Häuser jedoch nicht nur klimaneutral, sondern auch klimapositiv sein.

Was ist ein klimapositives Haus?

Klimaneutralität bedeutet, dass die CO₂-Emissionen des Gebäudes vollständig kompensiert werden, beispielsweise durch den Kauf von Emissionszertifikaten. Ein klimaneutrales Haus hat einen minimalen Energieverbrauch und nutzt erneuerbare Energien, um den Eigenbedarf zu decken. Bei einem klimapositiven Haus wird mehr Energie erzeugt als verbraucht, und der Überschuss kann ins Stromnetz eingespeist oder in einem Stromspeicher gespeichert werden. Ein klimapositives Haus ist also nicht nur energieeffizient, sondern auch ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz.

Die DGNB-Auszeichnung „Klimapositiv“ für nachhaltige Gebäude

Die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) hat sich auf die Auszeichnung von Gebäuden spezialisiert, die durch ihre Nachhaltigkeit und CO₂-Bilanz herausragen. Die DGNB-Auszeichnung „Klimapositiv“ wird an Gebäude vergeben, die durch ihre realen Verbrauchsdaten nachweislich klimaneutral betrieben werden und somit einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Auszeichnung basiert auf einer Bilanzierung der absoluten Treibhausgasemissionen des Gebäudes im Betrieb im Vergleich zu den vermiedenen Emissionen durch die Nutzung von erneuerbaren Energien.

Beispiele für klimapositive Häuser sind das „Effizienzhaus Plus“ der Firma Fertighaus Weiss oder das „Aktivhaus“ des Architekten Günter Pfeifer. Das Effizienzhaus Plus erzeugt mehr Energie als es verbraucht und speichert den Überschuss in Batterien, um ihn bei Bedarf zu nutzen. Das Aktivhaus nutzt erneuerbare Energien wie Photovoltaik und Solarthermie, um die Wärme- und Stromversorgung sicherzustellen. Durch eine intelligente Gebäudetechnik kann der Energieverbrauch optimiert und das Raumklima verbessert werden.

Ein weiteres Beispiel für ein klimapositives Haus ist das „House of Nations“ in Berlin. Das Gebäude wurde für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 als temporäre Unterkunft für Spieler und Funktionäre gebaut und später zu einem Wohngebäude umgebaut. Das „House of Nations“ ist ein Passivhaus, das ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Das Gebäude erzeugt mehr Energie als es verbraucht und speist den Überschuss ins Stromnetz ein.

Die DGNB-Auszeichnung „Klimapositiv“ ist auch ein Anreiz für Bauherren und Architekten, um nachhaltiger zu bauen. Sie zeigt, dass es möglich ist, Gebäude zu errichten, die nicht nur klimaneutral sind, sondern sogar einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Auszeichnung setzt Standards und fördert Innovationen im Bereich nachhaltiger Bauweise.

Ein Beispiel für ein klimapositives Gebäude ist das „LichtAktiv Haus“ von Velux, das im Jahr 2013 von der DGNB ausgezeichnet wurde. Das Haus produziert mehr Energie, als es verbraucht, und hat eine Jahresbilanz von minus 4,2 Tonnen CO₂. Das Haus ist mit einer Photovoltaikanlage, einem Solarthermie-System und einem Stromspeicher ausgestattet und verfügt über eine intelligente Steuerung, die den Energieverbrauch optimiert.

Fazit

Insgesamt zeigt sich, dass klimapositives Bauen ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist. Es geht über die Klimaneutralität hinaus und kann dazu beitragen, den Gebäudesektor in Deutschland bis 2050 nahezu klimaneutral zu gestalten. Durch innovative Technologien und Konzepte können Gebäude zu „Kraftwerken“ werden, die nicht nur ihren eigenen Energiebedarf decken, sondern auch einen Beitrag zum Ausbau erneuerbarer Energien leisten.

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