Strategien für eine CO₂-arme Bauwirtschaft
Eine neue Studie des Wuppertal Instituts im Auftrag von Holcim Deutschland hat acht konkrete Handlungsfelder identifiziert, mit denen die Bauwirtschaft ihren ökologischen Fußabdruck deutlich verringern kann. Der Bericht mit dem Titel „Baustoffwende JETZT!“ zielt auf die Transformation hin zu einem ressourcenschonenden und zirkulären Bauwesen. Die Ergebnisse richten sich insbesondere an politische Entscheidungsträger, Unternehmen der Bau- und Abbruchbranche sowie Planungsbüros.
Acht Handlungsfelder mit Systemwirkung
Im Zentrum der Studie stehen acht sogenannte „Systemhebel“, die kurzfristig wirksam und strukturell relevant für eine Baustoffwende sein sollen:
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Förderung von Recycling und Sekundärrohstoffen
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Verankerung der Kreislaufwirtschaft im Baurecht
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Öffentliche Beschaffung mit Klimakriterien
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Bauprodukte mit geringem CO₂-Fußabdruck
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Bauwerksausweise und digitale Materialpässe
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Klimaneutrale Betonherstellung
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Baustofftransporte effizienter gestalten
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Rückbau und Wiederverwendung systematisch planen
Diese Maßnahmen sollen nicht nur zur Reduktion der Treibhausgasemissionen beitragen, sondern auch Ressourcenverbrauch, Deponieraumbedarf und Flächenversiegelung verringern.
Zielgruppen und politische Verantwortung
Die Autoren betonen, dass insbesondere Bund, Länder und Kommunen durch Gesetzgebung, Förderprogramme und kommunale Beschaffung eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung spielen. Auch die Bauindustrie sei gefordert, durch Innovationen bei Baustoffen und Planungsprozessen Verantwortung zu übernehmen. Die Forderung nach einem verbindlichen Rahmen für die Kreislaufwirtschaft im Bau zieht sich als roter Faden durch das Papier.
Blick in die Praxis
Einige der geforderten Hebel werden bereits auf regionaler Ebene erprobt. So testen erste Kommunen digitale Bauwerksausweise, während Bauunternehmen mit rezyklierten Gesteinskörnungen experimentieren. Der überregionale Transfer und die Standardisierung dieser Ansätze bleiben jedoch bislang eine Herausforderung.
Perspektiven für die Bauwende
Die Studie versteht sich als Anstoß für einen breiten Transformationsprozess in der Bauwirtschaft. Um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen, müssten Maßnahmen schnell in die Praxis überführt werden. Die Verfasser fordern daher ein verbindliches Umsetzungsprogramm auf Bundesebene, das auch wirtschaftliche Anreize und Förderinstrumente umfasst.