Noch vor zehn Jahren basierte die Stromerzeugung im Wesentlichen auf der Atom-, Wasser- oder Kohleenergie. Mit der Energiewende kamen jedoch die Fotovoltaik auf den Dächern, Mikrokraftwerke, Windräder, Wasserkraftwerke und Biogasanlagen hinzu. Die Stromerzeugung wurde dezentral und verteilte sich auf viele kleine Kraftwerke anstatt auf wenige große. Experten erwarten, dass es zukünftig mehrere Millionen Erzeuger geben wird, die Ihren Strom in die Netze einspeisen, doch diese sind darauf gar nicht ausgelegt.
Das schwankende Angebot, Spitzen und Täler sowie die manchmal erforderliche Rückspeisung überfordern die bestehenden Netze. Daher sollen diese nach und nach durch intelligente Stromnetze – Smart Grids – ausgetauscht werden. Was verbirgt sich hinter der Innovation? Smart Grids überwachen und steuern die Stromeinspeisungen, es sind Energieautomatisierungssysteme, die bei Energieversorgern bereits getestet werden.
Die schwäbischen Lechwerke (LEW) haben etwa in Schwabmünchen nahe Augsburg ein smartes Netz aufgebaut, das 115 Haushalte versorgt. Roland Dölzer, der für die LEW das Pilot-Projekt leitet, möchte damit das Potenzial erneuerbarer Energien bestmöglich nutzen. Statt herkömmlicher Stromzähler registrieren in der Versuchssiedlung Smart Meter den Verbrauch des Haushalts und übermitteln diesen an den Smart Operator – das zentrale Gehirn des Netzes, das ebenso die dezentrale Stromerzeugung durch die Fotovoltaikanlagen überwacht. Wenn die Sonne scheint, springt also die Waschmaschine an, vorzugsweise in dem Haushalt, der den Strom auf dem Dach erzeugt und wenn dieser hier nicht benötigt wird, erfolgt die Einspeisung in das Netz. Der Smart Operator ermittelt zudem anhand von Wettervorhersagen die in den nächsten 24 Stunden zu erwartenden Einspeisungen. Könnte das die Lösung sein, um das kostenintensive Abfangen von Lastspitzen im Stromnetz besser zur organisieren? Der Versuch dauert noch bis Ende 2015 an und wird es zeigen.
Energieversorger, wie RWE, planen bereits Großes, sie wollen bis 2020 eine Mehrheit der Haushalte in der EU mit intelligenten Stromzählern ausstatten und diese später an die mitdenkenden Netze anschließen. Die intelligenten, computergesteuerten Systeme haben aber einen Nachteil: sie sind potentiell für Hacker angreifbar, die dann gleich ein ganzes Stromnetz zum Erliegen bringen könnten. Zudem werden über die vernetzten Systeme zahlreiche Daten ausgetauscht, was Datenschützern Sorgen bereitet. Darum suchen Unternehmen mit der Hochschule Regensburg nach Lösungen, die Smart-Grid-Netzwerke sicher zu gestalten. Die Zukunft lässt sich nicht stoppen und mit der flächendeckenden Einführung der intelligenten Systeme könnten so manche Reglementierungen des Energiemarktes fallen.
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