Stabilisierung der Bauwirtschaft – Neue Herausforderungen zeichnen sich ab

01.06.2024 | NEWS

Das Statistische Bundesamt hat kürzlich berichtet, dass im letzten Jahr fast 300.000 neue Wohnungen in Deutschland gebaut wurden. Diese Nachricht sorgt für Erleichterung, da die befürchtete Krise in der Bauwirtschaft ausgeblieben ist. Doch nun drohen neue Herausforderungen.

Aktuelle Bauzahlen und ihre Bedeutung

Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass im Jahr 2023 insgesamt 294.400 neue Wohnungen gebaut wurden. Obwohl dies unter dem ursprünglichen Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr liegt und auch 900 Einheiten weniger als im Vorjahr sind, bleibt die Zahl höher als viele Experten vorausgesagt hatten. Das ifo Institut hatte beispielsweise lediglich 225.000 fertiggestellte Wohnungen prognostiziert.

Diese positiven Ergebnisse kommen trotz wiederholter Warnungen aus der Immobilienbranche, die von einem möglichen Kollaps sprachen. Die Bauministerin zeigte sich stets optimistisch und betonte, dass ihr Ministerium alles tun würde, um die Lage zu stabilisieren. Dies scheint nun Früchte zu tragen.

Entwicklung im sozialen Wohnungsbau

Auch im sozialen Wohnungsbau gab es überraschende Entwicklungen. Obwohl die Gesamtzahl der sozial geförderten Wohnungen 2023 leicht auf 1,07 Millionen sank, weil einige Wohnungen aus der Sozialbindung fielen, stiegen die Fertigstellungen um 20 Prozent auf 49.400 Einheiten. Dies ist auch der finanziellen Unterstützung des Bundes zu verdanken, der bis 2027 mehr als 18 Milliarden Euro als Bauhilfe bereitstellt. Trotzdem wurde nur etwa die Hälfte des ursprünglich angestrebten Ziels erreicht.

Das Ministerium spricht von einer „Kehrtwende“ statt eines „Kollapses“. Die Stimmung ist optimistisch, und man blickt zuversichtlich in die Zukunft. Die gezielten Förderprogramme scheinen ihre Wirkung zu zeigen und haben zur Stabilisierung der Lage beigetragen.

Förderprogramme auf der Kippe

Doch genau diese Förderprogramme stehen vor einer ungewissen Zukunft. Der Klima- und Transformationsfonds (KTF), der wichtige Bauprojekte finanziert, steht unter großem Druck. Nachdem das Bundesverfassungsgericht dem Fonds 60 Milliarden Euro aus der Rücklage gestrichen hat, bleiben für das Jahr 2024 noch rund 49 Milliarden Euro übrig. Der Fonds finanziert unter anderem auch den Ausbau der Elektromobilität und Programme zur Strompreisentlastung.

Die Streichung von Fördergeldern aus dem KTF hat bereits in der Vergangenheit zu Problemen geführt, und es drohen weitere Kürzungen. Ein besonders großer Druck entsteht durch die Entlastung beim Strompreis. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Sommer 2022 ersetzt der KTF die EEG-Umlage, was zusätzliche Kosten verursacht. Die Preisentwicklung im Strommarkt und der rasante Ausbau der Photovoltaik-Anlagen tragen ebenfalls zur finanziellen Belastung des Fonds bei.

Auswirkungen auf den Wohnungsbau

Die möglichen Kürzungen im KTF bereiten den Verantwortlichen im Bauministerium große Sorgen. Vor allem das Programm für den klimafreundlichen Neubau könnte betroffen sein. Dieses Programm bietet attraktive Zinskonditionen für Selbstnutzer und Investoren, die besonders klimafreundliche Immobilien bauen oder erwerben. Die Zinsen liegen deutlich unter dem Marktniveau und ermöglichen so günstige Finanzierungen.

Die steigenden Zinsen innerhalb des Programms deuten darauf hin, dass die Mittel knapp werden könnten. Als das Programm im März letzten Jahres startete, betrug der Zinssatz nahezu null Prozent. Mit der Wiederauflage im Februar stieg der Zinssatz auf 2,1 Prozent und zuletzt auf 2,55 Prozent. Für das laufende Jahr sind 762 Millionen Euro für das Programm vorgesehen, eine Aufstockung ist jedoch unsicher.

Zukünftige Herausforderungen

Sollten die Fördergelder aus dem KTF nicht ausreichen, könnte dies gravierende Folgen für den Wohnungsbau haben. Die Unsicherheit über die Verfügbarkeit der Mittel könnte Bauprojekte verzögern oder verhindern. Bereits im letzten Jahr führte die vorübergehende Streichung des Förderprogramms zu Verunsicherung in der Baubranche.

Die Neubauzahlen des vergangenen Jahres sind ein Rückblick. Aktuell sind die Baugenehmigungszahlen rückläufig, was auf zukünftige Herausforderungen hindeutet. Im März dieses Jahres lagen die Genehmigungen um ein Fünftel unter dem Vorjahreswert. Eine Baugenehmigung bedeutet jedoch noch lange nicht, dass das Projekt tatsächlich umgesetzt wird.

 

Die Bauwirtschaft hat im letzten Jahr überraschend gute Zahlen geliefert und eine befürchtete Krise vermieden. Doch neue Herausforderungen zeichnen sich ab. Besonders die Finanzierung durch den Klima- und Transformationsfonds steht auf der Kippe. Sollten die Mittel nicht ausreichen, könnte dies die positive Entwicklung im Wohnungsbau erheblich beeinträchtigen. Es bleibt abzuwarten, wie die Politik auf diese Herausforderungen reagieren wird und ob die Bauwirtschaft weiterhin stabil bleibt.

Die Zukunft des Wohnungsbaus hängt entscheidend von der Verfügbarkeit ausreichender Fördermittel ab. Ohne diese Unterstützung könnte der gerade erst erreichte positive Trend schnell wieder ins Wanken geraten. Es ist daher von größter Bedeutung, dass die finanziellen Rahmenbedingungen geklärt und gesichert werden, um den Wohnungsbau auch in den kommenden Jahren zu fördern und zu stabilisieren.

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