Führt Technik zu gesteigerter Energieeffizienz? Eine Perspektive aus dem Baugewerbe

09.10.2017 | NEWS

Um das energieeffiziente Bauen sind die Debatten in letzter Zeit eher ausgeblieben. Durch etliche geschaffenen Regularien und Vorschriften hat die Szene ihren Schwung verloren. Dabei steht auch noch heute die Energieeffizienz ganz oben auf der Wunschliste der Käufer. Das kann auch schon mal deutlich über gesetzliche Vorschriften hinausgehen. Es hört selbstverständlich nicht bei Wärmepumpen oder Lüftungsanlagen auf, sondern umfasst auch Photovoltaikanlagen, Ladestationen für Elektroautos, Stromspeichern oder etwa automatische Haustechnik – welche Bauinteressierte bis heute begeistert. Streitthemen gibt es allerdings auch weiterhin

Ein Beispiel liefert das Streitthema der Wärmedämmung. Die Umhüllung eines Gebäudes steht für den Erhalt der Energie – so wurde sie in der Vergangenheit munter eingesetzt – mit strittigen Ergebnissen: Fassaden wurden von WDVS bedeckt, Häuser sahen sich selbst nicht mehr ähnlich. Die übliche Styroporplatte wird ebenfalls aufgrund ihres Sondermüllstatus und ihrer leichten Entflammbarkeit kritisch beäugt, und steht somit ironischerweise im Gegensatz zum Konzept der Umweltverträglichkeit.

Um eine Lösung zu finden, ist Kreativität und Kompromissbereitschaft gefragt. Experimentelle Lösungen sind auf dem Vormarsch. Etwa Pfosten-Riegel-Konstruktionen aus Holz, gefüllt mit Mineralwolle sowie Stoffbahnen aus Polyethylen als Wetterschutz. Die Dämmung wird immer häufiger auch dem Holz überlassen – was aus Nachhaltigkeitsperspektive natürlich ein deutlicher Fortschritt ist. Experten sehen hier eine breite Palette von Möglichkeiten, wenn man sie nur ausprobiert und wagt.

Simplizität statt Komplexität?

Die Richtung im Baugewerbe scheint umgekehrt zu werden. So konstatiert beispielsweise Architekt Krötsch, dass „die Branche […] immer noch bequem an ihren alten Gestaltungsbildern (hängt), anstatt neue Lösungen zu suchen“. Die Faszination eines hochmodernen Haus was auf sämtliche Witterungsbedingungen sowie das Verhalten seiner Einwohner reagiert ist groß – hierbei wird allerdings auch stetig kompliziertere Technik nötig, um die Energieeffizienz zu optimieren.
Als drastisches Beispiel fungiert ein 60-Quadratmeter Plusenergiehaus mit extrem moderner Ausstattung. Heiz- und Kühldeckensystem mit integriertem Wärmetauscher, Steuerung, Reglern, Fußbodenheizung, Lüftungsanlage, zweitstufige Wärmepumpe, zwei Speicher, Fußbodenheizung und Wärmerückgewinnung. Der Energieverbrauch dieser Komponenten summiert sich logischerweise schnell – und führt somit das Konzept ad absurdum. Der Hilfsenergiebedarf für ein solches Haus kann teilweise den Heizenergiebedarf übersteigen, was auch Krötsch zum Umdenken brachte.
So wird beispielsweise statt einer Wärmerückgewinnenden Lüftungsanlage wieder auf den traditionellen „Kamineffekt“ gesetzt. Bauplaner Stark fasst die Tatsache gekonnt zusammen: „Bauen muss wieder einfacher werden“. Dies steht nicht im Widerspruch zur Energieeffizienz, sondern die Simplizität fördert sie noch weiter.

Nachhaltigkeit – das verlorene Kind

Üblicherweise stehen Ressourcenverbrauch sowie Kohlendioxidausstoß bei der Herstellung von Baumaterialien bzw. ihrer Entsorgung eher im Hintergrund. Die Frage nach der Entsorgbarkeit oder des Wiederverwertungspotenzials der modernen Energiespartechnik steht somit offen. Hier sehen Architekten den zentralen Aspekt der Zukunft. Um Wiederverwertbarkeit zu gewährleisten, müssen die Baustoffe logischerweise möglichst schadstofffrei sein – was es nicht einfacher macht, aber die nächste Herausforderung darstellt.

Stark etwa arbeitet an einer Infrafrotheizung, welche mit dem Hintergedanken der Simplifizierung geschaffen wird: Eine Platte wird an einer Wand befestigt, hinter der Heizdrähte laufen. Sie strahlen die Oberflächen im Raum an anstelle die Luft zu erwärmen. Die Stromheizung hat das Argument der erneuerbaren Energien bereits jetzt sicher auf seiner Seite.

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