Der Klimawandel ist längst auf deutschen Baustellen angekommen. Hitzewellen, Starkregenereignisse und anhaltende Trockenphasen stellen neue Anforderungen an Planung, Bau und Bestandspflege von Gebäuden. Während der Gesetzgeber mit Klimaanpassungskonzepten reagiert, sind Planer, Architekturbüros und Bauherren gefordert, klimaresiliente Lösungen in die bauliche Praxis zu integrieren.
Urban Heat Island: Städte als Wärmespeicher
Insbesondere Städte heizen sich durch versiegelte Flächen, dichte Bebauung und fehlende Durchlüftung deutlich stärker auf als das Umland. Dieses Phänomen der „Urban Heat Island“ verstärkt sommerliche Hitzebelastung, mindert die Aufenthaltsqualität und wirkt sich negativ auf Gesundheit und Energieverbrauch aus. Bauliche Gegenmaßnahmen wie begrünte Dächer, helle Fassadenfarben oder kühlende Fassadenbelüftung können gezielt gegensteuern.
Beschattung und Verschattung als Schlüsselfaktoren
Architektonische Verschattungselemente – ob feststehend oder dynamisch – gelten als zentrale Maßnahme gegen Überhitzung. Überstände, Lamellen, Pergolen oder außenliegende Jalousien verhindern direkte Sonneneinstrahlung und reduzieren Kühlbedarf deutlich. Kombiniert mit thermischer Speichermasse im Innenraum entsteht ein stabiles Raumklima auch bei sommerlichen Extremwerten.
Regenwassermanagement im Neubau
Starkregenereignisse nehmen in Frequenz und Intensität zu. Klimarobuste Gebäude brauchen daher intelligente Systeme zur Regenwasserbewirtschaftung: Gründächer, Rigolen, Sickerschächte oder Retentionszisternen entlasten Kanalnetze und schützen Gebäude und Außenanlagen. Bereits die Geländemodellierung kann Überflutungsrisiken deutlich senken.
Materialwahl mit Mikroklima-Wirkung
Die Auswahl von Baumaterialien beeinflusst nicht nur den Energieverbrauch, sondern auch das Mikroklima. Oberflächen mit hoher Reflexion, geringe thermische Leitfähigkeit und kapillaraktive Baustoffe verbessern das Raumklima spürbar. Auch atmungsaktive Konstruktionen, etwa mit Lehm oder Holzfaser, unterstützen die Temperaturregulierung auf natürliche Weise.
Strategien der Durchlüftung
Eine durchdachte Querlüftung ist essenziell, um in den Nachtstunden thermische Entlastung zu schaffen. Großzügige Fensterflächen allein genügen nicht – entscheidend ist deren Platzierung, Orientierung und die Integration mit übergeordneten Lüftungskonzepten. Auch Windkanalanalysen im Vorfeld helfen, Lüftungsströme besser zu verstehen.