Der Wohnungsbau in Deutschland steckt in einer tiefen Krise. Die Zahl der neu genehmigten und begonnenen Bauprojekte ist so stark zurückgegangen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Bauverbände und Wirtschaftsexperten sprechen von einem Einbruch historischen Ausmaßes. Im Vergleich zu den Jahren vor 2022 wurden bis zu 80 Prozent weniger neue Wohnungsbauprojekte gestartet.
Ursachen für den drastischen Rückgang sind vor allem gestiegene Bau- und Finanzierungskosten. Hohe Zinsen, teure Materialien und Löhne haben viele Projekte unwirtschaftlich gemacht. Auch langwierige Genehmigungsverfahren, hohe Grundstückspreise und verschärfte Bauvorschriften bremsen die Branche zusätzlich aus. Viele Bauträger halten sich angesichts der Unsicherheiten mit neuen Investitionen zurück.
Besonders betroffen ist der Bau bezahlbarer Wohnungen. Während Luxus- und Sanierungsprojekte teilweise noch umgesetzt werden, kommen sozial geförderte und familiengerechte Neubauten kaum voran. Experten warnen, dass der Rückgang im Wohnungsbau die ohnehin angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt weiter verschärfen wird. In Großstädten steigen die Mieten, und auch in ländlichen Regionen wird Wohnraum zunehmend knapp.
Vertreter der Bauwirtschaft fordern daher entschlossenes Handeln. Notwendig seien schnellere Genehmigungen, steuerliche Entlastungen und eine bessere Förderung von Neubauten. Auch die Vereinfachung von Bauvorschriften und der verstärkte Einsatz industrieller Bauverfahren könnten helfen, den Markt zu stabilisieren.
Die Bundesregierung will mit einem „Bau-Turbo“ gegensteuern und Genehmigungszeiten deutlich verkürzen. Ob diese Maßnahmen ausreichen, bleibt jedoch fraglich. Viele Fachleute gehen davon aus, dass sich der Wohnungsbau frühestens ab 2027 langsam erholen wird. Bis dahin droht der Wohnungsmangel weiter zuzunehmen – mit spürbaren Folgen für Mieterinnen und Mieter, Kommunen und die gesamte Bauwirtschaft.
Quelle: mdr.de

